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Kompendium Verhütung


Es gibt eine Vielzahl an Methoden zur Empfängnisverhütung. Alle haben Vor- und Nachteile. Ein Verhütungsmittel, das alle Kriterien optimal erfüllt, gibt es leider nicht. Daher erfolgt die Wahl der optimalen Verhütungsmethode in einem ausführlichen Arzt-Patientinnengespräch, bei dem die Lebensumstände, das Alter, die Stabilität der Beziehung, die Zukunftsplanung und vor allem individuelle gesundheitliche Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Wir beschränken uns an dieser Stelle auf die Verhütungsmethoden, die wir in unserer Praxis in der Regel verordnen: Ovulationshemmer (Antibabypille) und Intrauterinpessar (Spirale).

Ovulationhemmer (Antbabypille)

Die heutige Antibabypille enthält meist eine Kombination von Östrogen und Gestagenen (Gelbkörperhormon). Östrogene sorgen hauptsächlich dafür, dass der Zyklus sich bei 28 Tagen stabilisiert. Die eigentliche schwangerschaftsverhütende Wirkung geht von Gestagenen aus. Während die Östrogene in all den vielen verschiedenen Präparaten chemisch identisch sind und sich lediglich in der Dosierung leicht unterscheiden, gibt es bei den Gestagenen pharmakologische Varianten mit speziellen Wirkprofilen und Indikationen (z. B. zur Linderung von Akne und Haarproblemen).

Wurde bis vor einigen Jahren die Pille ausschließlich in dem bekannten Rhythmus: drei Wochen Einnahmen, gefolgt von einer einwöchigen Einnahmepause angewendet, so empfehlen immer mehr Frauenärzte den Einnahmemodus des sogenannten “Lang-Zyklus”. Dieser ist ohne Zweifel eine Anwendungsvariante, die viele Frauen von Zyklus- und Menstruations-Beschwerden befreit.

Bei einer individuellen Unverträglichkeit oder einer medizinischen Kontraindikation besteht die Möglichkeit der Verhütung mit einem reinen Gestagen-Präparat (Gelbkörperhormon). Dieses ist eine moderne und gut verträgliche Variante der hormonellen Empfängnisverhütung.

Die “Pille” sollte nicht verordnet werden bei:

  • Lebererkrankungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Neigung zu Thrombosen
  • Erhöhter Blutdruck
  • Neigung zu Ödemen
  • Frühere Schlaganfälle oder Herzinfarkte
  • Rauchen und ein Alter über 35
  • Diabetes mit Gefäßveränderungen

Die Risikoabschätzung muss individuell durch den behandelnden Arzt vorgenommen werden.

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für Frauen unter 20 Jahren die Pille. Unter 18 Jahren entfällt sogar die Rezeptgebühr.

Unter 14 Jahren müssen die Eltern der Verordnung der Pille zustimmen. Zwischen 14 und 16 Jahren darf der Arzt beurteilen, ob die nötige Reife vorliegt. Ab 16 haben die Eltern keinen Einfluss mehr. Der Arzt ist jetzt auch gegenüber den Eltern zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Eine Sonderform der “Pille” ist – wenn man so will – die Depotspritze

Bei der Depotspritze werden langsam wirkende Gestagenhormone intramuskulär injiziert. Die Gestagene bilden dort ein Depot, aus dem die Wirkstoffe langsam freigesetzt werden. Die Gestagene stören den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und verhindern dadurch das Einnisten der Eizelle. Die Wirkung der Depotspritze hält ein bis drei Monate an, dann ist eine neue Spritze notwendig. Die Depotspritze ist besonders für Frauen geeignet, für die eine regelmäßige Einnahme der Antibabypille nicht in Frage kommt. z. B. Schichtarbeiterinnen und Frauen, die viel Reisen und dabei Zeitzonen überschreiten. Da die tägliche Einnahme entfällt, können keine Einnahmefehler auftreten.

Intrauterinpessar (Spirale)

Die Spirale (Intrauterin-Pessar) ist ein Langzeitverhütungsmittel. Die Spirale ist ein Kunststoffstäbchen in unterschiedlicher Form, welches entweder mit dünnem Kupferdraht umwickelt ist oder eine minimale Meng von Gelbkörper-Hormon freisetzt. Die Spirale wird von mir in die Gebärmutter eingesetzt und kann zwischen 3 und 5 Jahren im Körper bleiben.

Die “Kupferspirale” wird von mir nur in ganz seltenen Sonderfällen empfohlen, da die “Hormonspirale” einfach die Verhütungsmethode ist, die m. E. die wenigsten Neben-wirkungen hat – noch vor der Pille.

Horman- Spiralen sind T-förmige Kunststoffstäbchen, die in der Gebärmutter eingesetzt werden, wo sie geringe Mengen von dem Hormon Gestagen abgeben, das nur örtlich in der Gebärmutter wirkt. Die Befürchtung, dass das Hormon in die Blutbahn gelangt und daher mit entsprechenden Nebenwirkungen zu rechnen ist, ist unbegründet. Im Vergleich zur klassischen Spirale kommt es durch Gestagen Spiralen zu schwächeren oder weniger schmerzhaften Menstruationen. Da die Hormonspirale auch den Schleim im Gebärmutterhals deutlich dicker und zäher werden lässt wird nicht nur das Eindringen der Spermien, sondern auch von Bakterien erschwert. So reduziert sich die Gefahr von Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane. Auch die Hormonspirale ist während der Stillzeit geeignet. Nach der Entfernung ist die Fruchtbarkeit sofort wieder hergestellt. Die Sicherheit von Hormonspiralen liegt über der von Kupferspiralen und entspricht einer Sterilisation.

Last but not least ist die Hormon-Spirale von allen Verhütungsmethoden mit Abstand die billigste. Eine Anti-Babypille der mittleren Preisklasse ist etwa 2 – 3mal so teuer als die Hormon-Spirale.